Das Unscheinbare und Schöne
Die Beschäftigung mit wabi-sabi hat meine Ohren geöffnet für die unscheinbaren Klänge, die flüchtigen Wahrnehmungen im Alltag im Allgemeinen und in der Musik im Besonderen.
„Beschränke alles auf das Wesentliche, aber entferne nicht die Poesie. Halte die Dinge sauber und unbelastet, aber lasse sie nicht steril werden“, heißt es in der japanischen wabi-sabi Ästhetik. Der Satz in mir wirft die Frage auf, was Wesentlisches ist. Mit welchen Dingen beschäftigen, schmücken und behaften wir uns, die unwesentlich und wenig gehaltvoll sind. Was kann ich entfernen, welche angenommenen ästhetischen Sicherheitsleinen loslassen, um das unscheinbare sichtbar zu machen? Wo ziehe ich die feinen Linien, um das Dazwischen von Nichts und Entität zu zeigen? Können die Linien auch rau und grob sein? Welche Rolle nimmt in diesem Konstrukt ein:e Künstler:in ein? Wo positioniere ich mich im ästhetischen Raum, sichtbar und gleichzeitig unscheinbar?